Moiré Mystery
Das Mysterium lebt:
Moiré Mystery
Wir befinden uns in der malerischen Altstadt von Bozen. Das Gebäude in den Bozner Lauben Nr. 7 ist seit Jahrhunderten das Zuhause von Mythen, Sagen und Legenden, die sich in den alten Mauern wie Staubfäden verfangen haben. Die Räumlichkeiten waren von Anfang an Sitz verschiedener wirtschaftlicher Tätigkeiten und zugleich Wohnhaus.
Eigenartige Vorgänge
Bewohner erzählten, dass es mit leisen Schritten in den leeren Fluren des Geschäfts begann. Mitarbeiter berichteten von Schatten an den Wänden, die sich in den Spiegeln verflüchtigten. Einige behaupteten, leise Stimmen in den alten Gängen zu hören, die ihnen unverständliche Botschaften zuflüsterten. Andere hatten das Gefühl, ständig von neugierigen Augen beobachtet zu werden, wenn sie sich allein in den Räumlichkeiten aufhielten.
Die schöne Franziska
Die Legenden über das Bauwerk in den Lauben Nr. 7 wurden immer skurriler. Die Einheimischen reden von einem alten Familiengeheimnis, das in den Mauern des Gebäudes seinen „festen Wohnsitz“ hat. Unter vorgehaltener Hand flüsterte man sich zu, dass ein Geschäftsmann mit seiner Frau dort lebte. Franziska war sehr schön; ihr Mann sehr eifersüchtig. Franziska war bekannt für ihr vornehmes Auftreten, ihre exquisite Garderobe. Sie liebte glamouröse Bälle, Feste und noble Anlässe. Franziska war bei allen bekannt und begehrt. Doch eines Tages verschwand Franziska spurlos, und ihr Schicksal bleibt ein Rätsel. Einige munkeln, dass sie mit einem Liebhaber aus Bozen geflüchtet sei; andere erzählen schlimmere Varianten für ihr „Abhandenkommen“.
Das mysteriöse Verschwinden
Damit wurde die Neugier und das Interesse an dem Laubenhaus Nr. 7 immer größer. Man konnte nicht widerstehen und begann damit, das Gebäude zu erforschen. Dabei fand man versteckte Räume hinter schweren Samtvorhängen, die vollgestopft waren mit alten Kleidungsstücken und Accessoires. Es schien, als wären es Einzelteile der Garderobe von Franziska. Anscheinend hat man unter den Stoffen auch eine Art Tagebuch von Franziska gefunden. Darin erzählt sie von einer unerwiderten Liebe und einem geheimnisvollen Verehrer. Der Mythos lebt und die Legenden suchen sich ihren Weg durch die Geschichte.
Der Entschluss
Beim Entschluss, im Laubenhaus Nr. 7 eine exklusive Boutique zu eröffnen, war die Unternehmerin Irene Moschén über diese mysteriösen Geschichten informiert. Aber ein Geschäft in den Bozner Lauben war ihr Ziel von Anfang ihrer Unternehmenstätigkeit an. Bevor die engagierte Geschäftsfrau einen Betrieb an einem bestimmten Standort eröffnet, setzt sie sich intensiv mit der Vergangenheit der Immobilie auseinander. Sie recherchiert, beobachtet, stöbert und lotet Kraftorte für den Erfolg aus.
Der schwarze Rosenkranz
Von Anfang an war Irene vom Charme des historischen Gebäudes fasziniert. Sie nahm kleinere Renovierungs- und Verbesserungsarbeiten vor und hauchte den alten Mauern neues Leben ein. Die mysteriösen Geister sollten vertrieben oder zumindest besänftigt werden. Doch es kam anders. Vielleicht spielt der schwarze Rosenkranz, der während der Verbesserungsarbeiten gefunden wurde und dessen Herkunft nicht erklärt werden kann, eine mysteriöse Rolle. Auch die engagierte Modefachfrau blieb von den eigenartigen Vorkommnissen im Laubenhaus Nr. 7 nicht verschont. Zuerst war es ein singendes Geräusch, das die Umbauarbeiten begleitete, dann waren es freskoartige Umrisse am Boden im Untergeschoss, die sich je nach Tageszeit änderten.
Franziska wehrt sich
Das größte Mysterium bleibt allerdings der riesige Wandspiegel im Untergeschoss, der während der Umbauarbeiten präzise und fachmännisch von einem heimischen Spiegelspezialisten angebracht wurde. Alles schien in bester Ordnung, bis an jenem Tag, an dem auf der gegenüberliegenden Seite des Spiegels das moderne Fresko einer schönen Frau montiert wurde. Es sollte als Ebenbild der verschwundenen Franziska dienen. Am nächsten Morgen zeigte der Spiegel Verzerrungen; es gab Kipppunkte und Zerrbilder an der Treppe. Bei längerem Hinschauen erzeugte der Spiegel Schwindelgefühle, und es schien, als würde eine Sogkraft den Betrachter in die Tiefe ziehen.
Irene beriet mit ihrem Bruder, dem Architekten Ezio Moschén, dem Spiegelspezialisten und anderen Fachleuten – sogar eine Mystikerin wurde hinzugezogen – ob nun der Spiegel korrigiert oder das Ebenbild von Franziska entfernt werden sollte. Die Mystikerin fand die Erklärung für das eigenwillige „Spiegelspiel“ darin, dass das Ebenbild von Franziska von künstlicher Intelligenz geschaffen wurde. Franziska wehrte sich dagegen!
Mystery: der neue Kraftort der Mode
Die quirlige Unternehmerin entschied, alles so zu belassen, wie es gewachsen ist. Sie „tauft“ das Geschäft Mystery. Nomen est omen. Die Geschichte lebt weiter. Legenden brauchen frische Nahrung, damit sie weitererzählt werden können. So füllte Irene die Kammern im Laubenhaus Nr. 7 mit atemberaubender Mode, die in der Modewelt begehrt ist. Es schien, als hätte das Gebäude selbst die besten Kreationen ausgewählt, um in seinen Räumen ausgestellt zu werden. Aus der Fülle der Marken, die Irene auf ihrer Expedition durch Welt findet, sollen im Mystery die ungewöhnlichsten ihr Zuhause erlangen.
Sprungbrett der Leidenschaft
Irene will in den Räumlichkeiten auch die Vielfalt des Daseins verorten.
Die neuesten Modetrends sollen dort ihren Platz finden. Genauso wie Künstler, Handwerker, Menschen, die mit ihrer Kreativität und Fantasie das kulturelle und geschäftliche Leben bereichern: Upcycling und Nachhaltigkeit, Handwerk und Kunst, Business und Kultur, Vergnügen und Arbeit. Alles soll im Mystery seinen Platz finden.
Mystery-Club
Mit dem Mystery-Klub möchte die findige Unternehmerin neue Wege gehen. Informationsveranstaltungen zum „reiz“-Thema Mode, kulturelle, handwerkliche und gesellschaftliche Ereignisse sollen aus dem Geschäft ein „mysteriöses“ Kleinod schaffen, von dem noch in Jahrhunderten erzählt wird.
Mystery soll für Jungdesigner, Künstler, modeverliebte Zeitgenossen ein Sprungbrett in die sagenhafte Welt der textilen Verzauberung sein; denn damals wie heute gilt: Kleider machen Leute.
Und Irene will mit ihrer Leidenschaft ihrem Ehrgeiz dazu beitragen, dass das kein Mythos bleibt.
Mysteriöse Legenden und historische Fakten
Das Laubenhaus Nr. 7 befindet sich in der südlichen Häuserzeile der Laubengasse, unweit des Rathausplatzes. Zur Laubengasse hin öffnet sich das Laubenhaus in einer schmalen und einer breiten Bogenstellung. Der schmale Laubenbogen ist seit Frühjahr 2023 Sitz des Modegeschäfts Moiré Mystery, einer Zweigstelle des renommierten Modeunternehmens Moiré Fashion.
Das Laubenhaus Nr. 7 geht wie der Großteil des Baubestandes in der Bozner Laubengasse, auf das Mittelalter und die Romanik des 12. Und 13. Jahrhunderts zurück. Im Kellergeschoss ist das lagenweise romanische Bollen- und Bruchsteinmauerwerk an einzelnen, nicht deckend verputzten Stellen ablesbar. Die schmale Bogenstellung der Bauparzelle 259-1 entspricht sehr wahrscheinlich der ursprünglichen Parzellenbreite von ca. 4 Metern. Sie entspricht damit in etwa der Breite der östlich angrenzenden Bauparzelle 258. Im wesentlich breiteren, westlich anschließenden Hausabschnitt wurden vermutlich mehrere ehemals schmalere Streifenparzellen zusammengelegt.
In den beengten Häusern war von Anfang an ein reges, eigentümliches Treiben zu beobachten, wie es sich eben für die Lebensweise des späten Mittelalters gehört. Die Baulichkeiten erstreckten sich von Norden nach Süden und von Westen nach Osten. Ominöse Gestalten und Persönlichkeiten tummelten sich in den Gassen und bevölkerten die Häuser. Der damals übliche Aberglaube trug das Seine dazu bei, dass sich nicht nur um das Haus in der Laubengasse Nr. 7, sondern auch um viele Häuser drumherum eigenwillige und mysteriöse Legenden hartnäckig hielten. Heute würden moderne Interpreten von Fake News reden.
Handelshaus und Kreditgeschäfte
Im 18. Jahrhundert war das Laubenhaus Nr. 7-9 Sitz des traditionsreichen und bedeutenden Handelshauses Gumer. Der Maria-Theresianische Kataster spricht von einer Behausung unter den deutschen Gewölben mit Zubehör, nämlich einer Handelsbehausung und einem Garten von 125 alten Klaftern. Unter Josef Maria von Gumer (1771-1838) erfolgte der finanzielle Niedergang, dessen Wechsel- und Kreditgeschäft 1817 zahlungsunfähig wurde.
Kolonialwaren und Kanditen
In der Folge wurde das Laubenhaus Nr. 7-9 an den Rechtsanwalt Anton Widmann verkauft. Ein Teil des Geschäftshauses, das Laubenhaus Nr. 7, fiel 1828 an den Bozner Kolonialwarenhändler und Kanditenhersteller Josef Ringler, der die Handlung Ringler & Pergher innehatte und der Großvater des Großindustriellen und k. k. Hoflieferanten Carl Ringler war.
Konserven für die Monarchie
Die 1856 gegründete Konservenfabrik Ringler war eine der ersten in der Donaumonarchie. Im Haus wurden Gemüse- und Früchtekonserven hergestellt. 1870 hatten Anton und Carl Ringler das Laubenhaus inne. 1885 wurde die Produktion aus dem Laubenhaus ausgelagert und in eine neu errichtete Fabrik verlegt.
Das Mysterium zieht weiter
Das Geschäft Ringler bestand bis in die 1990er-Jahre. Der letzte größere Umbau des Laubenhauses erfolgte 1996. Auch bei den letzten Umbauarbeiten erzählten bodenständige Handwerker von eigenartigen Vorkommnissen. Ein verschobener Schubkarren, eigenwillig angeordnete Schaufeln, verschwundene Mauerstützen, sonderbare Geräusche in den Gewölben und andere skurrile bauliche Anekdoten. Verborgene Kämmerlein und Türen, die in der Wand enden, sind nur einige der mysteriösen Geistergeschichten. Bei den Umbauarbeiten für das Geschäft Moiré Mystery fanden sie ein vorläufiges Ende.
Wer Moiré Mystery in den Bozner Lauben 7 besucht, wird fasziniert sein von der Vielfalt und dem modischen Reichtum, die er dort vorfindet. Und bei genauer Beobachtung wird er den Hauch der mysteriösen Vorgänge spüren und erahnen, was die Legende über Jahrhunderte kolportiert hat. Der bei Grabungen entdeckte und ausgestellte Schwarze Rosenkranz wird das seine dazu beitragen, das „Mysteryöse“ im Laubenhaus Nr. 7 weiterzutragen.
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